dpa startet Faktencheck-Allianz GADMO
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Mit vereinten Kräften gegen Falschinformationen: dpa startet neue Faktencheck-Allianz

Mitten im Schrecken des Ukraine-Kriegs verbreitet sich ein Video: Ein Zug transportiert Panzer, dazu die Behauptung, Finnland verlege schwere Waffen an die Grenze zu Russland. Ein Schritt der Eskalation durch den Westen? Das Faktencheck-Team der dpa prüft das Video und kann schnell aufklären: Die Panzer werden für eine militärische Übung in den Westen Finnlands verlegt – sie entfernen sich also von der russischen Grenze. Das Manöver war schon lange vor der Invasion der Ukraine durch Russland geplant. Die Botschaft, die mitsamt dem Video in sozialen Netzwerken viral ging, ist also klassische Desinformation.

Nicht nur das dpa-Team stellte diese Falschbehauptung im Mai richtig. Faktenchecks zu dem Video finden sich in vielen Sprachen aus vielen Ländern. Denn ebenso wie echte Nachrichten kennen auch Lügen und Propaganda keine nationalen Grenzen. Seit Russlands Invasion kursieren zum Beispiel besonders viele Behauptungen, die die ukrainische Regierung in ein schlechtes Licht rücken sollen. Etwa, dass auf Präsident Selenskyjs Schreibtisch in einem Video Spuren von Drogen zu sehen seien – dabei handelt es sich um Tischverzierungen. Auch diese Unwahrheit verbreitete sich in vielen Ländern.

Ein neues Netzwerk vereint Praxis und Forschung

Im Kampf für eine aufgeklärte Gesellschaft setzen daher auch Faktencheck-Organisationen auf Netzwerke und Zusammenarbeit. Am 1. November startet ein deutsch-österreichisches Projekt, das die Vernetzung der Faktencheck-Teams in beiden Ländern untereinander und mit Kolleginnen und Kollegen in der ganzen Europäischen Union auf eine neue Stufe hebt.

Im German-Austrian Digital Media Observatory, kurz GADMO, arbeiten mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa), der Agence France-Presse (AFP), der Austria Presse Agentur (APA) und dem unabhängigen Recherche-Netzwerk Correctiv erstmals die führenden Faktencheck-Organisationen im deutschsprachigen Raum zusammen. Zudem üben die Praktiker den Schulterschluss mit der Forschung: Sie kooperieren mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität Dortmund und des AIT Austrian Institute Of Technology.

GADMO wird Faktenchecks an einem zentralen Ort sammeln und leicht zugänglich machen, so dass Bürgerinnen und Bürger sich einfacher selbst informieren können. Damit Falschnachrichten möglichst gar nicht erst verfangen, werden Schulungen und Lernmaterialien zur Förderung der Medienkompetenz angeboten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen den Input der Faktencheck-Teams, um Desinformations-Kampagnen im Netz genauer zu untersuchen – ihre Erkenntnisse sollen dann wiederum helfen, den Kampf gegen Propaganda noch wirksamer zu gestalten. 

Zusammenarbeit in Europa – und darüber hinaus

Das deutsch-österreichische GADMO ist Teil eines EU-weiten Netzwerks. Koordiniert wird es vom European Digital Media Observatory, kurz EDMO. Es soll als unabhängige Beobachtungsstelle unter anderem bewerten, ob die Digitalkonzerne Vorgaben aus Brüssel für den Kampf gegen Desinformation korrekt umsetzen. Ziel der EU-geförderten Einrichtung ist es außerdem, Faktenchecker, Forschungsteams und weitere Expertengruppen aus allen EU-Ländern im Kampf gegen Desinformation zusammenzubringen.

Unter dem EDMO-Dach entstehen seit 2020 regionale Zentren, sogenannte EDMO-Hubs. Bis jetzt war der deutschsprachige Raum auf der Landkarte der bisher acht Hubs ein weißer Fleck – eine Lücke, die GADMO als deutsch-österreichisches Projekt nun schließt. Mit dem jüngsten Zuwachs aus Deutschland und Österreich sind es dann neun EDMO-Hubs, die 17 Länder Europas abdecken.

Die beteiligten Faktencheck-Organisationen kooperieren über eine Plattform, auf der sie gemeinsam recherchieren und zusammenarbeiten. Kursiert dieses Meme, dieses Video auch in anderen Regionen? Das scheint aus eurem Land zu stammen – wisst ihr mehr darüber?

Ein gemeinsames Ziel

Viele Faktencheckerinnen und Faktenchecker weltweit pflegen schon lange eine Kultur des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung. In diesem besonderen Bereich des Journalismus steht weniger die spektakuläre Enthüllung oder die exklusive Top-Story im Vordergrund, sondern mehr die Arbeit an einem gemeinsamen Ziel: Lügen und Propaganda entlarven, um die aufgeklärte Gesellschaft zu schützen. 

Denn politische Debatten, ob in Parlamenten oder am Küchentisch, können nur konstruktiv geführt werden, wenn die Teilnehmenden auf Basis von Fakten argumentieren. Die philippinische Journalistin Maria Ressa, die vergangenes Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, sagte es so: „Ohne Fakten kann es keine Wahrheit geben. Ohne Wahrheit kann es kein Vertrauen geben. Ohne Vertrauen haben wir keine gemeinsame Wirklichkeit, keine Demokratie, und es wird unmöglich, mit den existenziellen Problemen unserer Welt umzugehen.“

Weitere Infos zum Thema Faktencheck bei dpa gibt es auf unserer Website.

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Teresa Dapp
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https://edmo.eu/

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